1525: vor 500 Jahren kam der Ohrring nach Venedig

1525 überraschte Siora Marina bei einer adligen Hochzeit in Venedig alle Gäste mit durchstochenen Ohren und Perlenohrringen. Schon bald eroberten diese Schmuckstücke die Modewelt und auch die Kunst.

BildAn 6. Dezember 1525 wurde der lokale Chronist Marin Sanudo d. Jüngere in Venedig von Francesco Bragadin als Berichterstatter zur Hochzeit seiner Nichte mit Sir Lorenzo da Mula geschickt. Das Fest war großartig mit seinen mehr als dreihundert geladenen adeligen Gästen, von denen zudem viele wichtige Ämter der Regierung der Republik Venedig bekleideten, und ihren prachtvoll gewandeten Damen.

In seinen Tagebüchern (Band 40) allerdings verwies Sanudo nicht nur auf die Pracht des Events, sondern vor allem auf einen ganz besonderen Umstand, der nicht nur ihn schwer beeindruckt hatte: … ich sah unter den Adligen Siora Marina, Tochter des Filippo Sanudo, meines Verwandten, und Ehefrau von Zuane Foscari, welche sich hatte die Ohren durchstechen lassen und an einem schmalen goldenen Reifen große Perlen trug.
Der Erfolg war Siora Marina gesichert, alle bestaunten sie und vor allem die anderen Damen waren von einem gewissen Neid erfüllt, denn die herrlichen Perlen ließen die Schönheit der Siora Marina besonders erstrahlen.
Auch wenn Sanudo diese neue Mode überhaupt nicht gefiel – Ohrringe seien Gebrauch afrikanischen Frauen und missfielen ihm sehr – ließ sich der Siegesmarsch dieses Schmuckstücks nicht aufhalten: Frauen aller Schichten fanden schnell Gefallen an der neuen alten Mode.
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Ohrringe kannte schon die Antike: von den Sumerern (3. Jahrtausend v. Chr.) bis zu den Römern wurde dieser Schmuck getragen von Männern und/oder Frauen. Auch in der Bibel finden sich (AT) positive (Hesekiel, 16.12) wie auch negative (Moses 35,2-4) Kommentare zu Ohrringen, hier in Bezug auf Frauen. Im Mittelalter dominierte eine durch die Kirche postulierte negative Beurteilung des profanen und darum verwerflichen Schmuckes, vor allem da durch die Perforierung des Ohres die göttliche Schöpfung „Mensch“ beschädigt wurde.
Dass das Schmuckstück gerade im 16. Jahrhundert in die Schmuckschatullen der Damen zurückkehrte, hat u.a. mit dem Beginn der Neuzeit in der Renaissance zu tun, mit dem eine Hinwendung zum irdischen Schönen einherging.

Kaufen konnten – und können – die venezianischen Damen die nun und bis heute sehr begehrten Schmuckstücke (Abb.1) in immer größerer Vielfalt in der Ruga dei Oresi (Abb. 2). Während in Venedig die meisten Straßen „Calle“ heißen, wurden nur Einkaufsstraßen nach dem Vorbild des französischen Wortes „Rue“ in Venedig „Ruga“ genannt, so auch die elegante „Ruga“ der Goldschmiede am Rialto (Abb.3). Es wird berichtet, dass schon im Jahre 1526 der Goldschmied Battista Rizzoletti in nur drei Monaten Ohrringe im Wert von 10.000 Dukaten verkaufte (mit 1 Dukat kam man eine Woche als Lebensunterhalt gut aus).
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Protagonistin der Ohrring-Mode wurde die Perle, vor allem die großen „barocken Perlen“ aus den südlichen Meeren, die als Hängeohrringe mit ihren unregelmäßigen Formen in vielfältigste Goldschmiedearbeiten gefasst nicht nur das Gesicht der Damen umschmeichelten, sondern zugleich auch Ausdruck ihres Reichtums waren.

Auch in die zeitgenössische Malerei hatte der Ohrring als Accessoire modebewusster Damen schnell Eingang: malte Bernardino Licinio noch im Jahre 1524 eine blonde venezianische Schönheit ohne Ohrschmuck (Bernardino Licinio, Porträt einer Frau, Venedig, Ca´d`Oro, 1524), so zeigen viele Porträts Tizians nach 1525 Schönheiten mit Ohrring (Tizian, La Bella, Florenz, Palazzo Pitti, 1536). Natürlich gab es auch die Damen, die diese neue Mode ebenso wenig schätzen wie Marin Sanudo, so die Dogaressa Morosina Morosini, die sich 1597 von Palma il Giovane als ehrenvolle Dame ohne Ohrring und dafür mit großem Kreuzanhänger an der Kette portraitieren ließ (Palme il Giovane, Morosina Morosini, Venedig, Museo Correr, nach 1597).

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